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Modest Midget: The Great Prophecy Of A Small Man (Review)

Artist:

Modest Midget

Modest Midget: The Great Prophecy Of  A Small Man
Album:

The Great Prophecy Of A Small Man

Medium: CD
Stil:

Alternativer Prog-Rock

Label: Multi Polar Music / Just For Kicks
Spieldauer: 46:49
Erschienen: 07.05.2010
Website: [Link]

Wollen wir diese Besprechung „Der großen Prophezeiung eines kleinen Mannes” einfach mal mit den prophezeienden Worten eines großen Musikers zu diesem Album beginnen. ED MANN, ehemaliger Percussionist bei ZAPPA, HANS ZIMMER, JOHN CAGE und sogar dem LONDON SYMPHONY ORCHESTRA, meint: „Ein absolutes JA, Lionel (der holländische Kopf hinter MODEST MIDGET), ich denke, eure Musik ist was ganz Großartiges, absolut einfallsreich und mit viel Herz!“ Solche und ähnliche Worte gibt es noch jede Menge auf einem Flyer zu lesen, der diesem Album beilag.

Was also verbirgt sich hinter dieser „großartig-herzlichen“ Musik der holländischen Band? Sicher so einiges, wobei als erstes zwei Worte ausschlaggebend sind: Abwechslungsreiche Vielfalt! Hier trifft Jazz auf Popmusik, Progressiver Rock auf BEATLES oder XTC und eine dominante Gitarre auf die unterschiedlichsten Instrumente, wie Saxofone, Bratsche, Klarinetten uns Geigen. Guter, allerdings nur wenig charismatischer Gesang (der vielleicht etwas an BEARDFISH erinnert) und zeitkritische Texte gibt’s inklusive. In denen geht’s mal um ein „Baby“, das, nachdem es aus Mutters Obhut entlassen ist, feststellen muss, dass um es herum plötzlich lauter „Monster“ auftauchen, von denen es bis zu diesem Zeitpunkt nichts wahrgenommen hatte – oder um den „Weltschmerz“ (Contemporary Ache), der zur Erkenntnis führt, dass die treibende Kraft in dieser Zeit leider nicht die Liebe, sondern der Hass ist. Böse, finstere, vielleicht sogar etwas sarkastische Gedanken! Allerdings sind sie nicht verpackt in ebenso düstere Musik, wie dem Gothic, sondern in stellenweise recht optimistisch klingende Musik, wie wir sie bereits von solch hervorragenden Bands wie XTC oder THEY MIGHT BE GIANTS kennen. Also doch mehr etwas fürs Herz als für den Kopf. Und wer THEY MIGHT BE GIANTS kennt und mag, dem sei hier gesagt – was die GIGANTEN für den Pop sind, versuchen MODEST MIDGET für den Prog zu sein.

Nach einem kurzen Instrumental, das wirklich düster und beängstigend beginnt, fühlt man sich bei „Contemporary Ache“ in den ersten Sekunden ein wenig an KING CRIMSON erinnert. Diese Erinnerungen werden aber sofort mit dem einsetzenden Gesang weggewischt. Ab hier wird nur noch gerockt und endlich bekommt die Gitarre ihre Spielräume, die sie voller Leidenschaft auch ausfüllt. Selbst erste Jazzanleihen dürfen nicht fehlen. Jetzt wird dem Hörer wohl spätestens bewusst, dass ihn auf dem Rest des leider nur 46 Minuten langen Albums, noch so einige Wechselbäder der musikalischen Gefühle erwarten werden. Der „himmlische Ärger“ wiederum klingt wie ein 70er-Jahre-Pop-Song mit einem Schuss UDO-LINDENBERG-Alles-klar-auf-der-Andrea-Doria-Gefühl! „Kalter Kaffee“, der folgende Instrumentaltitel, nachdem sich die Holländer im Himmel ordentlich ausgetobt hatten, ist dann tatsächlich kalter Kaffe, das pure Tralala zum Ganzkörpermitwippen und einem erbärmlichen, den Takt vorgebenden Schlagzeug. Ja, Abwechslungsreichtum heißt wohl nicht immer zugleich qualitative Vielfalt, sondern es gibt auch so einige Rohrkrepierer gratis mit dazu. Nur hätte man diese nicht mit eingefügt, wäre die Scheibe wohl nur als EP durchgegangen. Gleiches gilt auch für „Back From My Trip“, selbst wenn MODEST MIDGET verzweifelt versuchen, den Titel mit ZAPPA-Anleihen voll zu packen und nach genau 2 Minuten und 54 Sekunden für drei Sekunden lang sich bei „Lamb Lies Down On Broadway“ von GENESIS bedienen. Der verbleibende Rest des Songs ist einfach nur nichtssagend.

Überhaupt vermittelt sich dem Hörer in der Mitte des Albums der Eindruck, als hätten die „BESCHEIDENEN LILLIPUTANER“ (Zumindest würde ich den Bandnamen so übersetzen – was ja auch für die kurzen Titellängen spricht!) ihr Musik-Pulver verschossen und tapsten mit ihren zu kurz geratenen musikalischen Ideen durch die überbordende Musiklandschaft, die nun mal von solchen Größen wie den BEATLES, XTC und THEY MIGHT BE GIANTS bestimmt wird. Doch es zeichnet sich zum Glück ab dem achten Titel, bereits benannten „Baby“, Besserung ab. Eine wunderschöne akustische Gitarre und zerbrechlich anmutender Gesang verbreiten anfangs ein zartes BEATLES-Gefühl, das plötzlich von Klarinetten und Streichern umschmeichelt wird. Sowas ist einfach nur wunderschön, auch wenn die Aussage des Textes nicht so richtig zur Musik passen will. Dann darf wieder ZAPPA herhalten, der sich mit Klezmer-Musik anzufreunden versucht, wobei nicht nur die Musik deutlich Zappaeskes in sich trägt, sondern auch der Songname „Jorge Knows How Difficult A Musician’s Life Can Be, But Then Again, Who Doesn’t?“

Da bleibt mir nur noch festzustellen: „The Great Prophecy Of A Small Man“ zeigt mal wieder „how difficult … can be“ eine CD, auf der die Musiker viel wollen, aber gerade dadurch nicht immer den richtigen Ton oder das richtige Gefühl treffen. Das ist einfach zu viel des Guten … aber leider auch des Schlechten!

FAZIT: Ein hochinteressantes Album für alle Freunde von THEY MIGHT BE GIANTS, einer Band, die „klassische“ Popstrukturen durch lauter kurze Titel ins Wanken brachte, wo der eine Titel auf keinen Fall dem anderen gleichen durfte. Eine gehörige Prise Humor und bissige Texte gab’s gratis mit dazu. Gleiches gilt für MODEST MIDGET, allerdings mehr in den progressiveren Gefilden, die sie leider noch nicht mit der Professionalität der GIANTS oder dem abstrusen Humor von BEARDFISH zu erobern verstehen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4300x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Follow The Noise
  • Contemporary Ache
  • Troubles In Heaven
  • Coffee From Yesterday
  • Back From My Trip
  • Home Seek
  • Here I Go
  • Baby
  • Jorge Knows How Difficult A Musician’s Life Can Be, But Then Again, Who Doesn’t?
  • Buy Me!
  • Evolution
  • I Came, I Saw, I Left
  • The Last Straw

Besetzung:

  • Bass - Richard Zoer
  • Gesang - Lionel Ziblat, Richard Zoer
  • Gitarre - Lonny Ziblat
  • Keys - Tristan Hupe
  • Schlagzeug - Artis Orubs
  • Sonstige - Emiel de Jong (Sopran-, Alt-, Tenor- & Bariton-Saxofon), Jorge Knows & The Last Straw (Lead- und Harmonygesang auf „Troubles In Heaven”), Bas Wiegers (Violine bei „Troubles In Heaven”), Vera van der Bie (Streicher-Sektion auf „Baby”), Ilse Eijsink (Klarin

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